Bewerbungsschluss 14.4.2024 »

Bewerbungsunterlagen:
Kurze Vita, Kopien eigener Arbeiten, Entwürfe, Bauten usw. Die Teilnehmerzahl ist auf 10 Personen begrenzt.

Die Wiederentdeckunge der Sinnlichkeit

Die Entwurfsarbeit der Architekten hat sich in der letzten Dekade dramatisch verändert: Computer haben Papier und Stift vom Zeichenbrett vertrieben. Wer heute noch an der Reißschiene entwirft, gehört zur absoluten Minderheit. Die Möglichkeit, das Entwurfsergebnis als räumliches Bild auf dem Monitor zu betrachten, hat auch die Arbeit am Modell weitgehend zurückgedrängt. Ohnehin werden für perfekte Modelle die Zeichendaten in computergesteuerte Fräsen übertragen. Es liegt jedoch nahe, dass der handwerkliche Vorgang des Zeichnens und Schneidens selbst eine Art von räumlichem Erfassen darstellt und viel mit dem Gefühl für Material zu tun hat. Auch gibt es einen Zusammenhang zwischen der Architektur und dem beim Entwerfen verwendeten Material. Die Architektur von Günter Behnisch lässt leicht die Modellbautechnik erkennen, die den Entwurfsprozess begleitet hat: Finnpappe und grazile Holzstäbchen. Und auch bei Gottfried Böhm kann man schnell erahnen, dass dessen Modelle aus dem Volumen, aus Knete oder Ton gefertigt wurden.

Insofern kann man sagen, dass die Einführung der Computer mit einem Verlust an Sinnlichkeit verbunden ist. Das betrifft zum Beispiel die Ausbildung des Gefühls für Konstruktion und Tragwerk, für Dimension, Raumwirkung und Licht. Mit dem Kurs möchte ich diese Sinnlichkeit trainieren. An einem konkreten und überschaubaren Programm soll ein Entwurf im Maßstab 1:50 oder 1:20 über die Modellarbeit entwickelt werden. Zur Arbeit werden lediglich eine Skizzenrolle, ein Stift, Schneidemesser, Wellpappe, Nadeln und Klebstoff benötigt. Entscheidend ist die räumliche Erfahrung, die man beim Modellbau durch die manuelle Arbeit gewinnt: Das Fügen der Teile und der taktile Umgang mit dem Material. Das eigentliche Ergebnis, das Modell selbst, hat für sich genommen keine besondere Bedeutung. Man kann deshalb mit allen Modellen am Ende der Woche ein großes Abschiedsfeuer inszenieren.